Vulnerabilität

Vulnerabilität

Risikobedingte Vulnerabilität

Die Häufigkeit und Intensität natürlicher und technologischer Gefahren sowie die Vulnerabilität (Verletzlichkeit / Verwundbarkeit) der betroffenen Elemente und der Gesellschaft sind für die negativen Auswirkungen dieser Gefahr verantwortlich. Folglich ist die Beurteilung der Gefährdung von entscheidender Bedeutung für die Reduzierung solcher Folgen und der damit verbundenen Risiken.

Um das Konzept der Vulnerabilität besser zu verstehen, muss man bedenken, dass es derzeit von verschiedenen Disziplinen (z. B. struktureller, wirtschaftlicher, institutioneller oder sozialer Disziplinen) verwendet wird, die in ihrer Methodik der Messung von Vulnerabilität dazu neigen, unterschiedliche Faktoren hervorzuheben. Beispielsweise betrachten Sozialwissenschaftler Vulnerabilität häufig als Hinweis auf jene sozioökonomischen Faktoren, die die Fähigkeit der Gesellschaft beeinflussen, mit Stress oder negativen Veränderungen umzugehen (z. B. Beruf, Bildung, Einkommen, Vermögen und Wohnort).

Andererseits neigen Naturwissenschaftler dazu, Vulnerabilität als das wahrscheinliche Ausmaß des Verlusts zu betrachten, nachdem gefährdete Elemente einer Gefahr einer bestimmten Größenordnung und Häufigkeit ausgesetzt wurden. Ein solcher Ansatz legt besonderen Wert auf die Anfälligkeit physikalischer Elemente gegenüber gefährlichen Prozessen (z. B. Exposition, Empfindlichkeit). In diesem Fall kann sich eine geeignete Definition von Gefährdung auf die „Anfälligkeit von Leben, Eigentum oder der Umwelt im Falle des Eintretens eines bestimmten gefährlichen Ereignisses“ beziehen.

Innerhalb der Katastrophenrisikogemeinschaft wird Risiko durch die Exposition gegenüber einer Gefahr und einer Schwachstelle definiert, die das Verhältnis zwischen der Schwere der Gefahr und dem Ausmaß des Schadens darstellt, der dem exponierten Element zugefügt wird. Die Internationale Strategie der Vereinten Nationen zur Katastrophenvorsorge (United Nations International Strategy for Disaster Reduction – UNISDR) definiert Verwundbarkeit als „die Merkmale und Umstände einer Gemeinschaft, eines Systems oder einer Anlage, die diese für die schädlichen Auswirkungen einer Gefahr anfällig machen“. Diese Definition betrachtet Gefährdung als einen etablierten Zustand, der durch Merkmale der gefährdeten Elemente erzeugt wird. Innerhalb der Experten-Gemeinschaft, die sich mit der Klimakrise befasst, wird der Vulnerabilität eine größere Bedeutung beigemessen, da sie als eine Funktion von Exposition, Sensibilität und Anpassungsfähigkeit definiert wird.

In jüngerer Zeit haben die Bemühungen des Büros der Vereinten Nationen für Katastrophenvorsorge (UN Office for Disaster Risk Reduction – UNDRR) und des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen („Weltklimarat“) (Intergovernmental Panel on Climate Change – IPCC) zu einem Vulnerabilitätskonzept geführt, das von einem mehr gegenseitigen und kollektiven Verständnis geprägt ist. In diesem Zusammenhang bezeichnet der Fünfte Sachstandsbericht des IPCC aus dem Jahr 2014 Verwundbarkeit als „Ausdruck der Neigung oder Veranlagung, negativ beeinflusst zu werden“. Eine solche Veranlagung stellt ein internes Merkmal der betroffenen Elemente (oder Gesellschaften) dar und umfasst die Konzepte, sowohl mit den negativen Auswirkungen eines physischen Ereignisses umgehen zu können, Widerstandsfähigkeit zu leisten und die Folgen zu überwinden, als auch die mangelnde Fähigkeit, mit den negativen Auswirkungen eines physischen Ereignisses umzugehen und sich an diese anzupassen.

Es besteht kein Zweifel daran, dass die Freisetzung von Treibhausgasen seit Beginn der industriellen Revolution, als sich das Tempo der technischen Innovation auf Basis der Verbrennung fossiler Energieträger beschleunigte, die Hauptverursacher eines sich schnell verändernden Klimas sind. Dieser vom Menschen herbeigeführte Klimawandel führt in zunehmendem Maß zur Zerstörung der Umwelt – mit der Folge der Gefährdung von Gesundheit und Sicherheit der Menschheit und hohen wirtschaftlichen Folgekosten. In diesem Zusammenhang wird das Thema Klimawandel (oder besser gesagt der vom Menschen verursachte Klimawandel) auf der BeSafeNet-Website als „Klimakrise“ unter dem Oberbegriff „Technologische / vom Menschen verursachte Gefahren“ behandelt.

Hinweis: Die obige Einführung in das Konzept der risikobezogenen Vulnerabilität wurde auf der Grundlage einschlägiger Veröffentlichungen entwickelt, insbesondere:

Rizzo, A., Vandelli, V., Micallef , A.S., Buhagiar, G., Soldati, M., 2020. Coastal vulnerability assessment along the north-eastern sector of Gozo Island (Malta, Mediterranean Sea). Water 2020, 12(5), 1405; https://doi.org/10.3390/w12051405

Fuchs, S., Birkmann, J. & Glade, T. Vulnerability assessment in natural hazard and risk analysis: current approaches and future challenges. Nat Hazards 64, 1969-1975 (2012). https://doi.org/10.1007/s11069-012-0352-9

In diesen Dokumenten finden Sie im Text detaillierte Quellenangaben.

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